Donnerstag, 30. Oktober 2008

Hallo Frau Koch, tut mir sehr leid, dass ich meinen Text erst jetzt poste, aber es ging leider nicht früher. Vielen Dank und liebe Grüße Katharina

In ihrem Zeitungsartikel "Retro-Terroristen", erschienen am 23.9,anlässlich der Kinopremiere des Films "Baader-Meinhof-Komplex",stellt die Autorin, Tanja Dückers, die These auf, dass man sich heutzutage in die Zeit zurückwünsche in der die RAF noch die einzige Bedrohung dargestellt habe. Denn diese erscheint im Vergleich zu heutigen Problemen wie islamistischem Terrorismus oder Umweltkatastrophen verhältnismäßig unbedeutend. Sie kritisiert, dass "die Deutschen" eher der Frage nachgingen, ob Andreas Baader gelispelt habe, anstatt sich aktuellen Problemen, wie zum Beispiel dem Krieg im Kaukasus, zu widmen. Um diese These zu erörtern, ist es wichtig, zunächst die Sprache genauer zu betrachten. Gleich zu Beginn des Textes fällt auf, dass Tanja Dückers stark verallgemeinert! Anstatt zu differenzieren fasst sie alle Deutschen als eine Einheit, "Die Deutschen" zusammen.Auch erhält man, als sie zum Beispiel bei der Geschichte Deutschlands von "ihrer Geschichte" spricht, den Eindruck, dass sich Tanja Dückers stark distanziert. Ihrer Meinung nach scheint sie die einzige zu sein die einen klaren Blick behält. Diese Vermutung kommt auf, beachtet man wie stark ironisch, fast zynisch sie ihren gesamten Text gestaltet hat. So gibt sie abschließend allen zukünftigen Terroristen den Tipp: "Erst einmal Filmrechte sichern!". Ebenfalls verliert sie ihre Sachlichkeit, wenn sie "versinkende Städte" als Gesichtspunkt für heutige Ängste angibt. Dabei hat sie jedoch auch einige weitaus zutreffendere Beispiele, wie die Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus. Tatsächlich hat der heutige Terrorismus eine ganz andere Dimension angenommen als noch vor einiger Zeit .Er ist nicht mehr eingrenzbar, etwa auf ein Land, eine Gruppe oder eine Einzelperson, wie bei der Roten Armee Fraktion. Heute ist jeder Einzelne ein potenzielles Opfer. Der Terror ist viel unberechenbarer geworden. Die extreme Skrupellosigkeit, selbst hunderte von Toten in Kauf zu nehmen, unterscheidet den islamistischen Terror in Ausführung und Qualität von dem Terror der RAF. Das Beängstigende am heutigen Terrorismus ist die oft vollkommene Anonymität. Die engsten Mitglieder der RAF hingegen waren weitgehend bekannt. Man wusste aus welchem Elternhaus sie stammten, kannte ihren Charakter und sogar ihre Gesichter. Doch kann man trotzdem nicht behaupten, dass dies die einzigen Gründe seien für die Auseinandersetzung der Medien mit der Geschichte der RAF.Betrachtet man die Aufarbeitung der deutschen Geschichte genauer und vergleicht diese Vorgehensweise mit anderen Ländern, wird deutlich wie wichtig Vergangenheitsbewältigung ist. Nimmt man gerade Dückers Beispiel "das 3.Reich, als Vorgänger für das Thema RAF", sollte man wohl wirklich nicht von übermäßiger Aufarbeitung sprechen. Nach wie vor ist es unerlässlich, ausführlich über diese Zeit der deutschen Geschichte zu berichten. Denn was geschieht wenn man dies unterlässt, sieht man an Ländern wie Japan, in denen Kriegsverbrecher nach wie vor als Helden gefeiert und verehrt werden. Denn gerade für eine Demokratie ist die Aufarbeitung der eigenen Geschichte von existenzieller Bedeutung.Dückers These, dass die Motive der RAF für einige Bürger nachvollziehbar waren, trifft zwar zu, jedoch kann man deshalb nicht behaupten, die Terroristen von heute hätten keine "rudimentäre Logik" Legt man nämlich die "Argumente" der RAF dar, lassen diese sich leicht auf die Seite der Islamisten übertragen :Kampf Gläubige gegen Ungläubige; Schweinesystem ; Anti-Imperialismus; Anti- Iraqkrieg.Genauso wenig kann man davon ausgehen, dass die Deutschen bei der Erinnerung an die RAF das Gefühl von "Nestwärme" empfinden. Die Angehörigen der Opfer werden für diese Zeit wahrscheinlich nie etwas Positives empfinden können. Dückers These „die Deutschen“ würden sich in ihre Vergangenheit flüchten, um sich den heutigen Problemen nicht stellen zu müssen, erscheint mir nicht sehr zutreffend. So haben Berichte über den Klimawandel in den Medien sehr wohl einen hohen Stellenwert. Nicht nur in Zeitungen oder im Fernsehen wird die Klimaveränderung thematisiert. Auch im Kino gibt es Filme, wie zum Beispiel Al Gores „Eine unbequeme Wahrheit“, der über die Entstehung und die Folgen des Klimawandels aufklärt und damit eine sehr große Anzahl von Zuschauern in die Kinos geholt hat. Das widerspricht der Theorie Dückers, die Deutschen würden sich von den realen Bedrohungen abwenden. Genauso wichtig wird die Auseinandersetzung mit dem islamistischen Terrorismus empfunden. In diesem Zusammenhang stellt sich unter anderem die Frage, wie es dazu kommt, dass in Deutschland geborene, junge Menschen, arabischer Herkunft, sich von den Vorstellungen und Forderungen islamistischer Fundamentalisten angesprochen fühlen. Die Ernsthaftigkeit dieser Auseinandersetzung zeigt sich daran, dass neu gewonnene Kenntnisse in politische Entscheidungen miteingebunden werden oder auch auf so genannten Integrationsgipfeln, mit der Suche nach Lösungen, diskutiert werden. Daher kann man meiner Meinung nach, den Film „Baader-Meinhof-Komplex“ nicht, wie Dückers, als „Symptom“ einer „Verdrängungs-Gesellschaft“ ansehen. Viel eher teile ich die Ansicht der Autorin, dass kommerzielle Interessen bei der Bearbeitung dieses Themas eine große Rolle spielen. Die faszinierende Wirkung der Persönlichkeiten der RAF, ihrer revolutionären Vorstellungen und ihrer Vorgehensweisen, auf ein Publikum, ist nicht zu unterschätzen. Betrachtet man die Werbeplakate für den Film, fällt auf, dass diese das „verwegene Bild“ der RAF-Mitglieder noch unterstreicht. Andreas Baader trägt eine Pilotenbrille, die Frauen tragen Miniröcke und alle rauchen. Dabei wirken sie sehr lässig, „cool“ und „sexy“. Diese Wirkung in Verbindung mit vollkommener Respektlosigkeit gegenüber dem Staat und der Furchtlosigkeit sich mit allen Mitteln und bedingungslos für ihre Ziele einzusetzen, macht den Mythos der Roten Armee Fraktion aus.

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Überarbeitet: Textgebundene Erörterung zum Zeit Online Artikel „Retro-Terroristen“ über die Begeisterung der Deutschen an der RAF

Sehr geehrte Frau Koch,
es tut mir leid, dass ich meine Erörterung einen Tag zu spät blogge, ich hoffe das ist kein Problem.



Der Zeitungsartikel „Retro-Terroristen“ von Tanja Dückers erschien am 23.09.08 auf Zeit Online. Dückers kritisiert darin die heutige Auseinandersetzung der Deutschen mit dem Terror der RAF. Da dieser ungefährlicher und überschaubarer gewesen sei als der heutige Terror aus dem nahen Osten, haben die Deutschen (mal wieder) ein Thema aus ihrer Geschichte gefunden, das in Zeitungen und Magazinen auseinander genommen werden kann.


Dückers kritisiert zuallererst die enorme Präsenz der RAF in den Medien. Weltkrisen wie der Krieg im Kaukasus, Probleme in Südafrika oder der Milchpulver-Skandal in China werden beiseite geschoben. Gründe hierfür seien unter anderem ein Gefühl von Geborgenheit und „Nestwärme“ (Z. 13), das die RAF bei den Deutschen auslöst.

Das enorme Wissen der Deutschen über die RAF ist der erste Grund Dückers. Elternhaus, Vorlieben und der Werdegang der Terroristen sind bekannt. Die Mitglieder der RAF agierten nicht in der globalisierten Welt, sondern als deutsche Staatsbürger in der überschaubaren Bundesrepublik.

Ein weiterer Grund für das enorme Interesse der Deutschen an der Terrororganisation sei das Motiv, das die Mitglieder der RAF zu Terroristen machte: Ihre Argumente, Klassenkampf, der Protest gegen den Vietnamkrieg und gegen die USA, seien rational und durch eine gewisse Logik begründet gewesen. Die Tatsache, dass die RAF mit nachvollziehbaren Argumenten tötete, gebe der Gesellschaft eine gewisse Stabilität. Auch heute existierten noch Sympathisanten der RAF.

Die Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik bzw. der westlichen Demokratien, die durch den Sieg gegen den Terror entstand, ist ein weiterer Grund, den Dückers anführt, um das Wohlgefühl der Deutschen der RAF gegenüber zu beschreiben.

Dückers schließt ihren Artikel mit dem ironischen Kommentar, die nachfolgenden Terroristengenerationen sollten sich doch schon einmal die Fernsehrechte sichern.


Natürlich hat Dückers insofern Recht, als dass sich die Deutschen intensiv mit der Geschichte der RAF auseinandersetzten. Doch genau diese Auseinandersetzung ist für eine Gesellschaft auch enorm wichtig. Ohne Reflektion über Geschehenes in der Vergangenheit kann nichts geändert und vor allem nichts verbessert werden.

Die 68er Generation, aus der die RAF ursprünglich stammte, warfen ihren Eltern vor, nicht selbstkritisch über die eigenen Fehler im Nationalsozialismus nachzudenken. Stattdessen wurden die alten Zeiten vergessen und neu begonnen. Kapitalismus und neue bürgerliche Lebensformen standen im Mittelpunkt. Möglicherweise mag dies für die Kriegsgeneration am besten gewesen sein, dennoch kann man die Kritik der 68er Bewegung über fehlende Reflexion nachvollziehen.
40 Jahre, nach dem der Wunsch nach mehr Selbstkritik in der Gesellschaft entstand, greift nun Dückers die Deutschen gerade deshalb an. Plötzlich ist Kritik wieder ein Schritt in die Vergangenheit und Reflexion eine „modisch-historische Nebensächlichkeit“ (Z. 3). Wer sich mit Vergangenem beschäftigt, ist nur an Tratsch, Klatsch und an „coolen Sonnenbrillen der Meinhof“ (Z. 1) interessiert.
Doch möglicherweise ist auch genau dies die deutsche Art, mit der eigenen Geschichte umzugehen. Entweder es wird zu viel oder zu wenig gemacht. Einerseits beschweren sich vor allem die älteren Generationen darüber, dass die Jugend zu wenig über die deutsche Geschichte wisse. Das stimmt in gewisser Weise, denn welcher Jugendliche weiß heutzutage beispielsweise, was im Jahre 1848 in Deutschland geschah. Andererseits werden Verfilmungen über historische Geschehnisse als Profitmache bezeichnet. Es kann nicht abgestritten werden, dass Filme und Bücher auch entstehen, um Gewinn zu erzielen. Allerdings können sie trotzdem eine lehrende Wirkung haben. Wie setzt man sich also „richtig“ mit der Geschichte auseinander? Wie intensiv darf man sich mit ihr beschäftigen?
Möglicherweise liegt das fehlende Gespür, wie intensiv man sich mit der eigenen Geschichte beschäftigen muss auch daran, dass die Deutschen mit ihrer eigenen Vergangenheit so unzufrieden sind. Reflexion lässt die alten Geschehnisse wieder aufleben und die Deutschen daran erinnern, was alles falsch lief. Ein ausschließlicher Blick in die Zukunft gibt den Deutschen allerdings das Gefühl, die eigenen Fehler zu verleugnen und nicht daraus gelernt zu haben. Diese Dilemma Situation führt zu ewiger Selbstkritik. Selbst wenn irgendwann das richtige Maß gefunden ist (möglicherweise ist es auch schon gefunden) wird sich trotzdem weiterbeschwert und ewig weiterkritisiert.


Doch trotz allem hat Dückers damit Recht, dass sich die Deutschen auffallend häufig mit der Geschichte der RAF beschäftigen. Überraschenderweise handelt es sich bei Filmen oder Geschichten über die Terrorgruppe auch immer nur um die Motive und den Werdegang der Täter. Noch nie wurde ausführlicher über die Opfer und deren Leben berichtet. Obwohl die RAF 34 Morde verübte, kennt die Mehrheit nur den Namen Hanns Martin Schleyers, der von der Zweiten Generation der RAF entführt wurde, um unter anderem Baader, Ensslin und Raspe aus dem Gefängnis freizupressen. Andere Opfernamen sind kaum bekannt und interessieren wohl auch niemanden. Warum auch, wo sich die Geschichten der Täter auch viel besser verfilmen lassen als die der Opfer.

In der deutschen Gesellschaft existiert also eine gewisse Faszination für die Aktionen der RAF. Die Filme, Artikel und Bücher beweisen, dass sich die Deutschen gerne mit dem Thema RAF beschäftigen.
Diese Beschäftigung entstand allerdings nicht aus dem Wunsch über die Geschichte der RAF zu reflektieren, sondern dient größtenteils der Unterhaltung. Deutsche Top-Schauspieler wie Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu und Johanna Wokalek wurden für den neuen Film „Der Baader Meinhof Komplex“ engagiert, um die breite Masse in die Kinos zu locken und möglichst viel Gewinn zu erzielen.
Terrororganisationen in anderen Ländern, wie beispielsweise die ETA in Spanien, wurden sicher keine 20 Filme, acht Biografien und neun umfassende Darstellungen der Geschehnisse gewidmet.
Zu oft wird außer Acht gelassen, dass die RAF nichts anderes als eine Gruppe gefährlicher Krimineller war, die aus einer fixen Idee heraus das Leben vieler Deutscher aufs Spiel setzte.

Letztendlich bleibt auch die Frage, ob nicht gerade diese enorme Begeisterung ein Merkmal der Deutschen ist. Dass sich die Deutschen von faszinierenden Menschen und faszinierenden Aktivitäten beeindrucken lassen hat schon Adolf Hitler 75 Jahre zuvor eindrucksvoll bewiesen. Natürlich kann man die Situation in Deutschland nach dem ersten Weltkrieg nicht mit der heutigen vergleichen. Dennoch haben die Deutschen, gerade auf Grund der Geschehnisse in der Vergangenheit, den richtigen Blick, wie intensiv Menschen bewundert werden dürfen, verloren. Charaktere wie der amerikanische Präsident George W. Bush werden in Deutschland verachtet und gehasst. Er hat seine Truppen ohne Grund in den Irak einmarschieren lassen, deshalb ist er „böse“. Der Präsidentschaftskandidat Barack Obama wurde im Juli 2008 von einer jubelnden Menge in Berlin empfangen. Er will schließlich auch die Truppen aus dem Irak so schnell wie möglich abziehen. Doch welchem jubelnden Deutschen ist es bewusst, dass Obama beispielsweise die Truppenanzahl in Afghanistan aufstocken will, falls er der nächste amerikanische Präsident wird? Dieses Beispiel zeigt das große Problem, dass die Deutschen mit charakterstarken Menschen haben: dem Deutschen fehlt eine gewisse kritische Distanz. Bush wird gehasst, Hitler wurde bejubelt, Obama soll die Welt retten und die RAF erinnert die Deutschen an eine selten vorkommende Erfolgsgeschichte.


Meiner Meinung nach ist die Reflexion über die Vergangenheit durchaus wichtiger, als die Tatsachen totzuschweigen. Es muss eine gesunde Mischung zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft herrschen.
Ich stimme Dückers Aussage zu, dass sich die Deutschen zu intensiv mit der RAF beschäftigen. Denn der Grund hierfür ist - wie oben bereits erwähnt - der Wunsch nach Unterhaltung und nicht Reflexion. Die Gewalttaten der RAF sollten für kommerzielle Zwecke nicht verwendet werden.
Dennoch liegt das eigentliche Problem der Deutschen nicht in der RAF. Das Problem ist die eigene Geschichte, die den Deutschen einen gestörten Blickwinkel über die Vergangenheit gegeben hat. Den Deutschen ist aus ihrer Vergangenheit praktisch nichts geblieben, auf das stolz zurückgeblickt werden kann. Die Amerikaner sind stolz auf ihre Unabhängigkeitserklärung, die Franzosen auf die Französische Revolution und die Briten auf das British Empire. Sollen die Deutschen stolz auf Goethe und Schiller sein? Oder auf Bismarck, der die Sozialversicherungen einführte? Aus diesem Grund kann man es den Deutschen auch wieder verzeihen, dass sie ins Kino gehen, um sich von der eigenen Geschichte unterhalten zu lassen.

Dienstag, 28. Oktober 2008

Textgebundene Eröterung: „Retro-Terroristen“ von Tanja Dückers

Hallo Frau Koch, ich poste ihnen die unbearbeitete Version direkt hier hin. Sobald sie das korrigiert haben, speicher ichs als Entwurf und veröffentlich es dann nochmal korrigiert neu. Im alten Blog ist mein Post irgendwo auf der zweiten Seite, würden sie wohl also kaum finden. Grüße

Die Kolumne „Retro-Terroristen“ von Tanja Dückers behandelt die Reaktionen auf den derzeitigen RAF-Film „Der Baader-Meinhof Komplex“ und stellt gegenüber mit welchen Einstellungen und Interesse man mit dem RAF-Terrorismus (heute und damals) und dem Weltgeschehen heute umgeht.
Tanja Dückers thematisiert parallel zu diesem Phänomen das aktuelle, vielfältige Weltgeschehen (Der Anschlag auf das Marriot-Hotel in Islamabad, die Nachkriegssituation in Georgien etc.). Dennoch liest oder sieht der Deutsche lieber etwas über die eigene Geschichte. Allerdings wird hierbei nach der Meinung der Autorin der geschichtliche Aspekt eher ausgeklammert und stattdessen vor allem sich auf die beteiligten Persönlichkeiten konzentriert.
Die Autorin stellt fest, dass die Öffentlichkeit eher den RAF-Terrorismus als reale, gegenwärtige Ereignisse und Probleme thematisiert. Hierbei zieht die Autorin Vergleiche mit der Interesse am dritten Reich. Im Gegensatz zum aktuellen Weltgeschehen, zu dem der Zeitungsleser oder Nachrichtenschauer eher eine durch Nicht-Betroffenheit bedingte Distanz hat, fühlt man sich dem RAF-Terrorismus der damals die eigenen Vorfahren erschütterte oder in anderer Form mitgerissen hat, verbunden.
Diese Einstellung resultiert ein Interesse an allen Aspekten des RAF-Terrorismus, zum Beispiel an den Tätern. Im Vergleich zum Taliban-Terror, der für viele Deutsche ein Zeichen für blinden, ziellosen Fanatismus ist, fühlt man sich nach der Meinung von T. Dückers mit dem RAF-Terror schon fast familiär „verbunden“, da viele Deutsche durch eine bestimmte Vorgeschichte eine persönliche Verbindung zur RAF haben. Die damaligen Motive erscheinen vielen um einiges logischer und „identifikationstauglicher“. Dieses Verhalten umschreibt die Autorin mit dem Wort „Nestwärme“.
Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass die Deutschen vor allen Dingen deswegen sich geborgen fühlen, weil sie in der RAF-Epoche die Erfolgsstory der westdeutschen Demokratie sehen. Auf die erste Generation reagierte der Staat noch planlos und unvorbereitet, während den RAF-Männern später die kalte Schulter gezeigt wurde und er flexibel auf prekäre Situationen reagierte. Letztendlich gibt sie zukünftigen Terroristen den Rat „erstmal die Filmrechte zu sichern“.
Tatsächlich ist es wahr, dass die Geschichte der Roten Armee Fraktion in letzter Zeit eine große Aufmerksamkeit genoß, trotz der gegenwärtigen anderen Geschehnisse. Dass die Rote Armee Fraktion in letzter Zeit wieder im Fokus der Medien ist, liegt nicht nur in erster Linie an dem Film „Baader Meinhof Komplex“, einer der teuersten Filmproduktionen aller Zeiten, sondern auch an den Diskussionen um die Begnadigung und/oder Freilassung Christian Klars und Brigitte Monhaupts vor einem Jahr. Tanja Dückers sieht die Auseinandersetzung mit der Thematik, den Tätern und ihren Motiven kritisch und wirft Distanz zum eigentlichen RAF-Terror vor.
Allerdings ist diese Art der Bewältigung vielleicht auch einfach eine Weiterentwicklung der bisherigen Betrachtung der Problematik und auch völlig normal. In den Nachrichten damals und heute wurden die Attentate der RAF ausführlich behandelt. Was dem „Unbeteiligten“ aber dennoch Betroffenen als fehlendes Puzzlestück fehlt, sind die genauen Motive der Täter, die Entstehungsgeschichte und Struktur der RAF. Das wiederrum resultiert eine Betrachtung an den einzelnen Persönlichkeiten, die man auch falsch angehen kann.
Tanja Dückers vergisst in ihrer Kritik, dass sich die Deutschen lange sehr wohl mit dem geschichtlichen Aspekten des RAF-Terrorismus auseinander gesetzt haben. Und auch heutzutage steht dieser nicht nur „gelegentlich“ im Mittelpunkt, sondern ist immer noch Schwerpunkt bei der retrospektiven Betrachtung. Letztendlich lernte der Staat aus seinen Fehlern im Umgang mit der RAF und hatte seine eigene „Erfolgsstory“, wie es die Autorin ja selber betitelt.
Durchaus wahr ist allerdings, dass die deutsche Geschichte um 1968-1982 einem näher erscheint, als der gegenwärtige Terrorismus der Al Qaida, oder das Leid der Südossetier. Es ist allerdings fraglich, ob man verallgemeinern kann, dass alle Deutsche in den Terroristen der RAF Behaglichkeit über die generell positive Entwicklung empfinden. Vor allen Dingen, die die durch diese Geschehnisse unabhängig von ihrer Stellung in der Gesellschaft Verwandte verloren haben oder anderwertig stärker beeinflusst wurden, verbinden damit keine Nestwärme sondern prägende Erinnerungen. Dazu gehört nicht nur eine kleine Minderheit, sondern auch die vielen Studenten, die einen Umbruch in der deutschen Gesellschaft fordeten und somit in ein bestimmtes Schema gepresst wurden, unabhängig von ihrer Einstellung gegenüber der Roten Armee Fraktion.
Die Annahme, dass sich in dieser vielleicht sich gelegentlich auf falsche Weise entwickelnde Betrachtung der deutschen Geschichte ein Bedürfnis nach einer neuen Ära des Umbruches und Schreckens versteckt, ist ebenfalls zu bezweifeln. Laut der Autorin musste man nämlich in dieser Zeit vor „nichts Größerem Furcht haben musste, als ein paar Jeansträgern mit Knarre“. Natürlich geriet der RAF-Terrorismus damals in den Fokus der Öffentlichkeit, aber der durchschnittliche Bürger der 70er Jahre hätte ohne dies durchaus noch andere Sorgen gehabt.
Tanja Dückers entlarvt zwar gut, auf welche Weise sich diese Retrospektive teilweise gestaltet und mit der Thematik umgangen wird, wirft allerdings dem Deutschen ein etwas einseitiges Interesse an den Tätern vor, was man so nicht verallgemeinern kann. Meiner Meinung nach ist es gut, dass der RAF-Terrorismus durch diesen Film oder Artikeln in Zeitung und Fernsehen nicht ins Vergessen gerät und auch junge Leute so über ein Kapitel in der deutschen Geschichte informiert werden. Textgebundene Eröterung: „Retro-Terroristen“ von Tanja Dückers

Montag, 27. Oktober 2008

Überarbeitete Erörterung Thema 2

Übungsthemen Deutsch 13/1
Literarische Erörterung
Thema 2

Bertolt Brechts Werk „Leben des Galilei“ ist ein Stück über den italienischen Wissenschaftler Galileo Galilei. Galilei fand Beweise, dass die sonne Mittelpunkt unseres Universum ist und sie Erde sich um sie dreht. Jedoch möchte die Kirche das neue Weltbild nicht anerkennen. In dem Buch „Leben des Galilei“ wird der Konflikt zwischen der Macht der Kirche und den Beweisen der Wissenschaft sehr deutlich.
Im achten Bild kommt es zu einem Gespräch zwischen einem „kleinen Mönch“ und Galilei. Dieser Mönch hat Mathematik studiert, dennoch findet er Galileis Erkenntnisse beunruhigend. Nachdem er aber Galileis Dekret gelesen hat, hat er der Astronomie entsagt. Der Mönch ist Sohn einer Campagna-Familie. Er sorgt sich darum, dass Galileis Forschungsergebnis, die Existenz des heliozentrischen Weltbildes, die gesellschaftliche Ordnung und somit auch seine eigene Familie, verwirren könnte. Er ist der Meinung, dass die „einfachen Menschen“ durch diese Wahrheit ihren Mut verlieren könnten, da sie nicht mehr glauben würden, dass das „Auge der Gottheit“ auf ihnen ruht und ihre harte Arbeit ihnen später Verdienst einbringen wird.
Der Mönch bittet deswegen Galilei von der Verbreitung seiner Entdeckung abzusehen. Galilei jedoch vertritt im folgenden Zitat aus Bild acht eine andere Meinung:
Zitat:
Kleiner Mönch: „Und sie meinen nicht, dass die Wahrheit, wenn es Wahrheit ist, sich durchsetzt, auch ohne uns?“
Galilei: “Nein, nein, nein. Es setzt sich nur soviel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein.“

Dieses Zitat zeigt, dass der kleine Mönch die Meinung vertritt, dass die Wahrheit auch ohne die Hilfe der Menschen ans Licht kommen wird. Er hält den jetzigen Zustand für besser und hat möglicherweise Angst, die Verantwortung für die Folgen der Wahrheitsverbreitung zu übernehmen und somit die Konsequenzen zu tragen.

Galilei vertritt die Ansicht, dass die Wahrheit sich nur durch die Taten der Menschen durchsetzen kann. Die Vernunft ist der Schlüssel zur Verbreitung der Wahrheit und diese Vernunft kann nur ein Sieg der Vernünftigen sein. Damit meint er, dass die Vernunft die Basis für eine durchdachte und verantwortungsvolle Verbreitung ist, da man nur so die Folgen und Konsequenzen überblicken kann.
Galileis Aussage erklärt jedoch nicht sein späteres Handeln. Am Ende des Buches, gibt der Macht der Kirche nach, und verhindert damit den Fortschritt der Menschheit. Durch seine Tat konnte er seine Schriften erst sehr viel später publizieren.

Im Folgenden möchten wir Galileis Zitat anhand geschichtlicher Beispielen belegen, die unserer Meinung nach, den Zusammenhang zwischen Vernunft und der Verbreitung von Wahrheit verdeutlichen. Wir beziehen uns mit diesen geschichtlichen Beispielen nur auf die wichtige Bedeutung des oben genannten Zitates von Galilei, möchten ihn jedoch nicht auf die Ebene der nachfolgenden Persönlichkeiten stellen, die gesellschaftliche Revolutionäre waren.
Martin Luther King, als wichtiger Vertreter der sozialen Gerechtigkeit, kämpfte gegen die Unterdrückung der afroamerikanischen Bevölkerung. Er plädierte für gewaltlose Konflikte. Zwar konnte er zu seinen Lebzeiten die völlige Gleichberechtigung nicht durchsetzten, jedoch begeisterte und überzeugte er viele seiner Anhänger durch seine Demonstrationen, wie dem legendären „Montgomery Bus Boykott“. Erst nach seiner Ermordung setzte sich „ der Sieg der Vernünftigen“ durch. Wie für Galileo Galilei war es auch für ihn ein schwieriger Weg, seinen Glauben durchzusetzen und die Vernunft bei den Menschen walten zu lassen.
Mahatma Gandhi, politischer und geistiger Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung entwickelte 1947 ein Konzept des gewaltfreien Widerstandes. Sein Konzept „Satyagraha“ steht für das Festhalten der Wahrheit. Es beruft im Kern darauf, die Vernunft und das Gewissen des Gegners durch Gewaltlosigkeit anzusprechen.
Gandhi selbst sagt einmal:
„ Du musst selbst zu der Veränderung werden, die du in der Welt sehen willst.“
Diesbezüglich stimmt er mit Galilei überein, denn auch Galileo Galilei war bereit eigenständig an der Verbreitung der Wahrheit zu agieren und für diese Wahrheit zu stehen, statt darauf zu warten bis sie vielleicht irgendwann mal ans Tageslicht kommt.
Ein weiteres Argument für die Aussage von Galileo Galilei wäre der Mauerfall und das Ende des Ost-West-Konflikts. Vor allem eine Persönlichkeit muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden: Michail Gorbatschow. 1988 verkündete Michail Gorbatschow, dass die Sowjetunion die Breschnew Doktrin aufgeben würde. Diese Aufhebung ermöglichte erst das Ende des kalten Krieges und die deutsche Wiedervereinigung. Michail Gorbatschow erhielt den Friedensnobelpreis 1990. Gorbatschow bewies mit seiner Tat, dass ein Mensch durch seine Vernunft und seinen Willen vielen Menschen das Leben leichter machen kann.

Die Grundaussage Galileo Galileis, dass sich Vernunft nur bei der Masse durchsetzt, wenn Vernünftige sie vorbereiten, lässt sich am Beispiel der französischen Revolution nachvollziehen. Dort haben Philosophen und Schriftsteller wie Rousseau und Montesquieu durch ihre Gedanken und Schriften das Bewusstsein und Denken des Volkes beeinflusst und verändert. Ohne diese fortschrittlichen Aufklärer wäre es sicherlich zur damaligen Zeit noch nicht zu einem solchen Massenaufstand gegen den Absolutismus gekommen. Hier forderte das Volk Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und veränderte seine Situation grundlegend. Damit siegte die Vernunft der Vernünftigen und führte wesentlich zur heutigen Demokratie bei.

Diese eben genannten Beispiele aus der Geschichte sind ein klarer Beweis, dass Vernunft für die Menschheit ein wichtiger Aspekt ist, um möglicherweise positive Fortschritte zu erzielen.

All diese Menschen waren bereit Verantwortung zu übernehmen und mutig ihre Wahrheit zu vertreten und dafür zu kämpfen- obwohl ihnen bewusst sein musste, welchen Gefahren sie entgegentreten müssen. M.L. King, Mahatma Gandhi sind wichtige Menschen unserer Geschichte, denen Anerkennung zu gedenken ist. Denn was wäre heutzutage die Welt, wenn auf ihr nur Menschen, wie der „kleine Mönch“ leben würden, die lieber darauf warten, dass die Wahrheit sich von alleine verbreitet und dadurch die Menschen die Realität nicht erfahren würden und wenn, vielleicht nur sehr viel später. Galilei hatte mit seinem Zitat Recht, nur hat er leider nicht nach seinen eigenen Worten gehandelt und letztendlich aus Feigheit den Machtmitteln der Kirche nachgegeben.

Von Cosima, Jennifer und Sandra

Literarische Erörterung, Deutsch 13 (Überarbeitet)

Aufgabe 2

 

In dem Schauspiel „Leben des Galilei“ von Bertolt Brecht geht es um den Wissenschaftler Galileo Galilei, der anhand seiner Forschungsergebnisse zu beweisen versucht, dass sich die Erde um die Sonne dreht.

Im 8. Bild wird Galilei von einem kleinen Mönch aufgesucht, der zwar an seine Beweise glaubt, aber der Meinung ist, diese Wahrheit über das Weltbild solle vorerst nicht verbreitet werden. Er denkt dabei vor allem an seine Verwandten, eine Bauernfamilie, deren Lebenssinn nur deshalb existiert, weil sie glauben, im Zentrum der Aufmerksamkeit Gottes zu stehen. Er möchte sie aus diesem Glauben nicht herausreißen, weil er fürchtet, sie damit jeglicher Motivation, ihr ärmliches Leben weiterzuführen, zu berauben. Und offensichtlich hält er persönlich das Glück seiner Familie für wichtiger als die Verbreitung der Wahrheit.

Es wird in dieser Szene klar, dass der Mönch sich durchaus darüber bewusst ist, dass noch eine andere Wahrheit als die, die die Kirche verbreitet, existiert. Jedoch möchte nicht er zu denen gehören, die für den Anstoß zu einem solchen Umbruch verantwortlich gemacht werden könnten. Darüber hinaus wäre es ihm am Liebsten, würde das Weltbild, wie es derzeit besteht, beibehalten werden. Neben der Furcht vor den Konsequenzen, die die Kirche ziehen würde, möchte er, dass seine Familie, die als Bauern auf dem Land lebt, nicht ihren gesicherten Platz im Weltmittelpunkt Gottes verliert. Er ist der Meinung, dass man sie mit all den neuen Erkenntnissen nur unglücklich machen und ihnen ihren Überlebenssinn nehmen würde. Vielleicht hält er es für sinnvoller, die Entdeckung der Wahrheit zeitlich noch etwas aufzuschieben.
Galilei dagegen weiß, dass sich möglichst bald jemand für die Wahrheit einsetzen muss. Dass die Menschheit nur dann wissenschaftlich dazulernen kann, wenn sich jemand dafür einsetzt und es ihnen vermittelt. Er sieht sich als vernünftig und deshalb dazu verpflichtet, diese Vernunft auch an die anderen Leute weiterzugeben. Er sagt, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, bedarf es jemanden, der für dieses Ziel kämpft. Aus diesem Grund will er nicht warten bis sich die Wahrheit „von selbst durchsetzt“.

 

Galilei nennt hier die Vernunft als durchzusetzende Tugend. Zu dieser jedoch zählt in diesem Fall, abgesehen von der Bereitschaft, das fortgeschrittene Weltbild anzunehmen und zu verstehen, auch die Fähigkeit, zu erkennen, dass die ergebnisreichen Dokumente baldmöglichst zu veröffentlichen sind. Warum dies unserer Meinung nach tatsächlich so wichtig ist, haben wir anhand der nächsten beiden Argumente aufgeführt.


Wenn man in der Geschichte der Menschheit zurückgeht, wird man sehen, dass sich diese seither immer und stetig weiterentwickelt hat. Diese Entwicklung gilt es jederzeit zu fördern und sie nie zum Stillstand kommen zu lassen. Sich mit der Veröffentlichung von jetzigen Ergebnissen auf nachkommende Generationen zu verlassen, ist schon deshalb nicht angebracht, weil diese zu ihren Zeiten zweifellos  ausreichend zu erforschende Fragen vorliegen haben werden. Aus diesem Grund sollte sich jeder Mensch in seiner eigenen Zeit für das Weiterkommen in Forschung und Verständnis des Lebens einsetzen. Eine Verlagerung dessen in die Zukunft ist ohne Verluste nicht möglich.

Des Weiteren wäre es verantwortungslos sich vor der Aufgabe der Aufklärung zu drücken und bereits errungene Ergebnisse für sich zu behalten, in der Hoffnung, dass die folgende Generation erneut auf solche Ergebnisse kommen würde. Denn nie kann man sicher sein, dass spätere Forschungen noch einmal zu solchen Erkenntnissen gelangen werden. So läuft man also Gefahr, durch das Nichtveröffentlichen entsprechender Dokumente diese für die Nachwelt für immer verloren gehen zu lassen.

 

Dementsprechend stimmen wir in dieser nun analysierten Unterhaltung den Worten des Galileo Galilei zu. Wer meint, die Wahrheit zu kennen, sollte sich auch dafür einsetzen, diese um ihn rum, gegebenenfalls in der ganzen Welt zu verbreiten.

 

 

Johanna Wegner und Daniel Schindler

Montag, 20. Oktober 2008

Ramune und Lyn - Überarbeitete Interpretation Bild 8

Das Werk „Galileo Galilei“ von Berthold Brecht beschäftigt sich unter Anderem mit dem Disput zwischen Alt und Neu, Kirche und Wissenschaft. Galileo muss sich in der damaligen Zeit Gelehrten, Bürgern, Adeligen und sogar anderen Wissenschaftlern gegenüber behaupten.

In einem Gespräch, in Bild 8, zwischen dem kleinen Mönch und Galilei vertreten beide ihre jeweilige Meinung und diskutieren über diese.

Der Folgende Text wird diese Situation erörtern und genauer auf die Auseinandersetzung miteinander und mit sich selbst eingehen.

 

Der kleine Mönch vereint in seiner Figur Wissenschaft (Mathematiker) und Kirche (Mönch), also das heliozentrische Weltbild Galileis und das geozentrische Weltbild der Gelehrten.

Die Zwiegespaltenheit des kM  wird deutlich, weil er eine seiner Fragen so formuliert, als würde er ahnen, dass GG Recht hat. Um einen Konflikt zu vermeiden, der durch die Durchsetzung des neuen Systems entstehen würde, versucht er, die Probleme in die Zukunft zu verlegen und diese den nächsten Generationen zu überlassen.

Wieso er das macht? Weil ihm seine Familie und die anderen traditionellen Campagna-Bauern sehr wichtig sind und ihm bewusst ist, dass sie sich mit ihrem elendigen Leben abgefunden haben und nicht bereit für das heliozentrische Weltbild wären. Er möchte nicht, dass „seine Leute“ eine so große, seiner Meinung nach für die Bauern negative, Veränderung durchmachen müssen.

Im Gegensatz dazu steht Galileo, als überzeugter Vertreter der neuen Weltansicht.

Er ist der Ansicht, dass sich die neuen Erkenntnisse nur durchsetzen werden, wenn die Menschen beginnen vernünftig zu handeln und sich von ihren alten Auffassungen zu lösen.

GG möchte seine Lehren in der Welt verbreiten und sie jedem, auch den Campagna-Bauern, nahe bringen.

Verdeutlicht wird dieser Wille dadurch, dass GG ausschließlich für die Wissenschaft und das Lehren lebt und gegen Ende des Schauspiels der Inquisition zustimmt, um später seine Forschungen und Erkenntnisse fortzuführen, beziehungsweise zu verbreiten (Discorsi).

Auch fragen sich Galileo und wir, wie sich denn die Wahrheit durchsetzen soll, ohne dass jemand oder etwas forscht, hinterfragt oder seiner Neugierde nachgeht.

Dies ist nahezu unmöglich, da man auf ein Thema eingehen muss, um mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Wissenschaften sollten nicht mit dem Schlaraffenland verglichen werden, wo einem die Erkenntnisse ohne Umstände zufliegen. Solche Thesen sollten von keinem unbeachtet bleiben, deshalb haben auch wir unsere Gedanken dazu in diesem Text untergebracht.

 

Nun möchten wir Ihnen beide Seiten nahe bringen und schlussendlich unseren Standpunkt verdeutlichen.

 

Grundsätzlich steht der kleine Mönch für die breite Masse der Bevölkerung, welche durch Unsicherheiten und Bequemlichkeiten gegen große Veränderung ist. Die Menschen streben keine Umgestaltung an, solange sie zufrieden sind, einen Sinn in ihrem Leben sehen und die Aufmerksamkeit bekommen, die sie benötigen. Erst wenn der Mensch unzufrieden ist, mit seinem Leben, beginnt er Dinge neugierig zu hinterfragen und versucht somit seine Lage zu verbessern. (Ob sich die von uns so genannte „breite Masse“ jemals ändern wird und all ihren Fragen nachgehen wird, möchten wir an dieser Stelle im Raum stehen lassen.)

Die Campagna-Bauern spiegeln Ersteres wider, da sie glauben unter einem göttlichen Willen zu stehen. Sie akzeptieren die Situation, ohne für ein besseres Leben aktiv zu werden.

Damals trug natürlich der starke Glaube an Gott, und vor allem der vorgegebene Glaube der Kirche, dazu bei, dass die nicht gebildeten Leute, die ihnen vorgegebenen Meinungen nicht hinterfragten. Ausnahmen bildeten Personen, wie GG, die ihrem Forscherdrang und ihrer Wissbegier nachgaben, ohne Rücksicht auf die Meinung Anderer zu nehmen und die bereit waren, die daraus entstandenen Konsequenzen, in Kauf zu nehmen. GG vertritt den Wandel der Zeit. Er hat den Willen, allen Menschen die Wahrheit näher zu bringen und zwar mit deren Hilfe, denn laut GG „setzt sich nur soviel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein.“(Bild 8).

Heutzutage sollte es eigentlich jedem möglich sein, Gegebenheiten zu hinterfragen und die dazu gehörigen Antworten zu suchen. Es ist möglich, sich von den vorgegebenen Meinungen der Kirche und der Gesellschaft zu lösen und sich ein individuelles Weltbild zu ergründen.

Was gegen den kM spricht, ist, dass sich Wahrheiten noch nie verbreitet haben, ohne dass sich jemand heimlich oder öffentlich damit beschäftigt hat.

 

Abschließend lässt sich sagen, dass es auch heute noch Vertreter der bequemen, unveränderbaren und der neugierigen, wissensdurstigen Lebensweise gibt. Unserer Meinung nach sollte jeder offen gegenüber Neuem sein und sich diesem stellen, selbst wenn man nicht der selben Ansicht ist.

Vielleicht hört sich das einfach und leicht umsetzbar an, aber wir sind der Meinung, dass es noch zu viele Menschen gibt, die auf ihren Ansichten beharren und nichts Anderes zu lassen. Zum Schluss stellt sich uns eine Frage: sind sie offen gegenüber allem Neuen?

Donnerstag, 16. Oktober 2008

überarbeitete version: literarische erörterung, thema 1, von julia


Literarische Erörterung – Thema 1
„Aber man muss doch seine Freude haben können an der Kunst.“-
„Man kann viel mehr haben an der Kunst, als seine Freude.“

Was ist die Kunst für die Menschen? Ist sie nur ein Zeitvertreib, zum Füllen der Lücken des Alltags, oder geht sie weit über das hinaus und hat die Macht, die Gesellschaft zu verändern? Gerhard Hauptmann spricht in einem seiner Theaterstücke genau dieses Thema an.
Zuerst einmal muss man den Begriff der „Kunst“ definieren. Kunst reicht von Literatur und Lyrik, über Film, Theater und Musik bis hin zu Malerei und abstrakten Skulpturen. Alle diese Formen können einen unterhaltenden und einen lehrenden Charakter besitzen.

Wenn ein Autor einen Text schreibt, dann kann er das aus verschiedenen Gründen tun. Sein Ziel wird es aber immer sein, möglichst viele Leser zu erreichen.
In der Unterhaltungsliteratur gibt es Romane und Komödien, die sich seitenweise mit wunderschönen Formulierungen schmücken, aus denen man jedoch keine – oder nur begrenzte – Lehren ziehen kann. Werke wie Joanne K. Rowlings „Harry Potter“ oder „Der Herr der Ringe“ von Tolkin sind sicherlich angenehm, um eine ruhige Tagesphase zu genießen, geben der Welt allerdings wenig an Kritik oder Verbesserungsvorschlägen.

Ähnlich ist es in der Lyrik. Viele Gedichte haben einen melodischen Klang, einen gut durchdachten Aufbau und sorgfältig ausgewählte Worte, zielen jedoch nur auf die Unterhaltung der Menschen ab. Große Dichter wie Goethe, Schiller oder Shakespeare schrieben Liebesgedichte, um vergangene, aktuelle oder zukünftige Lieben zu beschreiben, ohne auf eine dadurch verursachte Umwälzung der Gesellschaft zu hoffen.
Auch dass die Autoren häufig einfach ihre eigenen Leiden ausdrücken spricht dafür, dass die Kunst oder die Literatur nur der Unterhaltung dient. Sie legen ihre Gedanken dar ohne darauf zu achten, was sie preisgeben, und haben nebenbei ein Talent für die Sprache, sodass sie das, was sie ausdrücken möchten, angenehm verpacken können. Sie erzählen von Familien- und Beziehungsleiden oder davon, dass sie mit ihrer Umgebung und ihrem Leben nicht zurecht kommen. Wen interessieren schon die Probleme eines Herrn Goethe oder Herrn Brecht, egal wie sie formuliert sind? Wer liest so ein Buch, wenn nicht zum Zeitvertreib?

Ganz im Gegensatz dazu stehen Werke, die aktuelle Tatsachen oder gesellschaftliche und politische Besonderheiten und Probleme behandeln.
Es sind gesellschaftskritische Werke wie „Galileo Galilei“ von Berthold Brecht oder „Nathan der Weise“ von Lessing, hinter denen mehr Substanz zu stecken scheint. Sie verfolgen das Ziel, die Menschen auf Unstimmigkeiten in der gesellschaftlichen Ordnung hinzuweisen und wollen diese verbessern.

Brecht, der selbst von seiner Literatur sagt, dass sie immer einen Sinn haben muss und niemals ohne Grund geschrieben wird, behandelt in seinem Schauspiel den Konflikt von Staat und Kirche, außerdem die Blind- und Taubheit mancher Leute für neue Wahrheiten, weil das Alte bequemer zu sein scheint. Er berichtet die Geschichte der realen Persönlichkeit Galileo Galilei, der seine neuen Erkenntnisse in der Wissenschaft und Astronomie über Gestirne und ihre Anordnung der Menschheit präsentieren will, aber von den Vertretern der Kirche daran gehindert wird.

Ähnlich wird auch Lessings Ziel bei seinem Werk „Nathan der Weise“ gewesen sein. Er schildert den Konflikt der drei Weltreligionen und fordert gegenseitige Toleranz und ein friedliches Zusammenleben ihrer Anhänger. Allein die Tatsache, dass er diese Forderung nur verdeckt vorbringen kann zeigt, dass sein Werk nicht der Unterhaltung dienen sollte, sondern dass er damit eine Nachricht übermitteln wollte. Er versteckt das religiöse Thema in einer so genannten Ringparabel, in der 3 Ringe für die Religionen stehen, um deren Existenz gestritten wird, um die Gefahr eines Boykotts oder Verbots von Seiten der Regierung oder der Obrigkeit zu umgehen. Außerdem möchte er es seinen Lesern einfacher machen, den komplexen Konflikt der Religionen zu verstehen.

Diese Werke zeigen eindeutig, dass es den Autoren wichtig war, durch ihre Literatur eine Veränderung herbeizuführen und nicht nur die Menschen zu unterhalten.

Ein drittes Argument dafür, dass Kunst weit über den Unterhaltungsfaktor hinausgeht, zeigt der Einfluss, den sie auf die Leser ausübt.
Gut erkennbar ist dies an Goethes „Die Leiden des jungen Werther“. In Folge der Herausgabe des Tagebuchs von Werther, der im Verlauf der Handlung immer verrückter wird, gab es viele, die ihm nacheiferten und sich umbrachten, da sie sie sich so sehr in die Situation hinein versetzt hatten. Würden die Menschen die Literatur nur als Zeitvertreib verstehen, hätte sie wohl kaum einen so starken Einfluss auf sie, dass sie in den Selbstmord getrieben werden.

Dazu kommt, dass einige Werke von bekannten Autoren eine Zeit lang boykottiert wurden. Berthold Brecht wurde zur Zeit des Nationalsozialismus Opfer eines solchen Boykotts; außerdem wurden seine Bücher verbrannt. Wenn die Führung keine Angst gehabt hätte, dass diese Werke etwas bewegen können, dann hätten sie keine Notwendigkeit für diese Aktionen gesehen. So ging es vielen anderen großen Dichtern auch, die ihre Bücher nicht nur zur Belustigung der Menschheit schrieben, sondern etwas damit bewirken wollten.

Außer Frage hingegen steht, dass alle diese Bücher auch einen ästhetischen Charakter haben. Natürlich achteten die Autoren auf eine ansprechende Geschichte und wohl gewählte Worte als Verpackung des eigentlich kritischen Inhalts.

Was ist nun also die Kunst für die Menschen? Ist sie nur ein Zeitvertreib zum Füllen der Lücken des Alltags, oder geht sie weit über das hinaus und hat die Macht die Gesellschaft zu verändern?
Meiner Meinung nach geht die Kunst weit über einen Lückenbüßer für langweilige Stunden hinaus. Sie ist ein Mittel für die Menschen, um das auszudrücken, was sie bewegt. Sowohl hinter Literatur, als auch hinter Musik und Gemälden, Fotografien oder Filmen steckt eine Idee und eine Absicht eines Künstlers, die er an Andere weitergeben will. Nicht jedes Buch ist so anspruchsvoll und tiefgründig wie „Nathan der Weise“, „Die Leiden des jungen Werther“ oder „Galileo Galilei“; nicht jeder Autor besitzt die Fähigkeit, seine Gedanken so in Worte zu fassen, dass die richtige Botschaft bei den Menschen ankommt.

Allerdings ist es für mich sicher, dass hinter jedem Buch ein (versteckter) Hinweis, eine Kritik oder wenigstens ein Leiden steckt, das der Allgemeinheit mitgeteilt werden soll, und das viel mehr Bedeutung hat, als nur der Unterhaltung zu dienen.

„Aber man muss doch seine Freude haben können an der Kunst.“ heißt es in dem Zitat aus Gerhart Hauptmanns Theaterstück. Diese Aussage ist wohl wahr, denn egal wie ernst das angesprochene Thema ist und egal welche Notwendigkeit diese Ansprache besitzt, bringt es gar nichts, wenn es nicht in eine entsprechend schöne Form gebracht ist. Wer betrachtet schon gerne ein farbloses Bild, oder liest eine fade oder langweilige Geschichte ohne sprachliche Reize?
Man muss seine Freude daran haben, wie das Werk gestaltet ist, wie der Autor mit den Themen umgeht und sie in ein Gewand von Worten hüllt, die ihm allerdings nichts von seiner Wichtigkeit nehmen sollen.

„Man kann viel mehr haben an der Kunst als seine Freude.“, lautet die Antwort darauf. Die Betonung sollte hier auf dem kleinen Wörtchen „kann“ liegen, denn wer keine Lust hat, die Literatur in ihrer Schönheit zu würdigen und die vielschichtigen Themen wie die Religionstoleranz bei Nathan dem Weisen oder die neuen Wissenschaften von Galilei zu entdecken, für den wird die Literatur auch nie mehr als ein Unterhaltungsmedium werden.

Montag, 13. Oktober 2008

Literarische Erörterung, Aufgabe 2 (Galilei, Bild8) Der Kampf für die Vernunft

In Brechts Schauspiel das Leben des Galileo Galilei geht es um den Wissenschaftler Galileo, der das Weltbild der Kirche, durch Forschung auf dem Gebiet der Astronomie ins Wanken bringt. Weder Mathematiker, noch Philosophen, lassen sich auf seine Beweise ein. Im Kampf mit der Kirche um die Wahrheit widerruft Galilei schließlich, um der Folter zu entgehen. Brecht thematisiert den Wandel von Altem zu Neuem.

In der gegebenen Szene, Bild 8, findet ein Gespräch zwischen Galileo und dem kleinen Mönch statt. Der Mönch rät Galileo, sich nicht weiter mit der Astronomie zu befassen, wie er es getan hat und berichtet von den Campagna Bauern. Laut dem Mönch, ist der Glaube der Bauern, dass das Auge Gottes auf ihnen liegt und sich alles um sie dreht, so wichtig, dass das Umstoßen dieses Glaubens für sie das Ende ihres Lebenssinns bedeuten würde. Nach Galileos Ansicht dient dieser Glaube lediglich zu Gunsten der Kirche. Er will die Wahrheit durchsetzten. Ohne Rücksicht auf die einfachen Bauern, die wie er sagt endlich anfangen müssen selbst zu denken. Seine neuen Lehren sind auch für sie von Vorteil, wenn auch nicht so schmeichelnd wie die alten. Der Mönch ist sich zwar der Wahrheit des neuen Weltbildes bewusst, weigert sich jedoch es zu vertreten. Er sieht nur das Unheil und die Gefahr, die es mit sich bringt.

Kleiner Mönch: „Und Sie meinen nicht, dass die Wahrheit, wenn es Wahrheit ist, sich durchsetzt, auch ohne uns?“
Galileo: „Nein, nein, nein. Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzten; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein.“

Nach Galileos Sicht, ist der vernünftiger Kampf für die Wahrheit ein sich lohnender und wichtiger Kampf. Ohne ihn setzt sich die Wahrheit niemals durch.

Im Folgenden lege ich für beide Positionen Gründe dar, um sowohl die Sicht des kleinen Mönchs, als auch die des Galileos, die ich vertrete, zu verdeutlichen.

Der stärkste Grund für die Position des kleinen Mönchs ist wohl schlicht und einfach Angst. Das Weltbild der Kirche umzustoßen, die Kirche bloßzustellen und das eigne, wahre und zugleich ketzerische Weltbild als das einzig richtige darzustellen bedeutete sich mit der Inquisition anzulegen. Um nicht sofort verbrannt zu werden, musste man bereits einiges an Bekanntheit mitbringen. Wer weiß ob Galileo den kleinen Mönch hätte vor den Grausamkeiten der Kirche bewahren können, wären beide gegen diese in den Krieg um die Vernunft gezogen. Es liegt insofern nichts näher, als jene äußerst gefährliche Durchsetzung der Vernunft anderen zu überlassen.

Der kleine Mönch erwähnt die Campagna Bauern nicht ohne Grund. Er selbst stammt aus diesen Verhältnissen und seine Familie lebt noch immer so. Auch sie werden seiner Meinung nach darunter leiden, wenn man ihnen ihr Weltbild auf den Kopf stellt. „Wozu ist jetzt noch solche Geduld, solches Einverständnis in ihr Elend nötig oder gut?“(S.76, Z.9) Er vertritt seinen Standpunkt also auch aus Liebe zu seiner Familie. Er will ihnen nicht das nehmen, was ihnen Kraft gibt in diesen schweren Zeiten.

Gründe, die die Ansicht Galileis unterstützen, finden sich in der Geschichte der Menschheit. Beweise, dass sich der Kampf für die Wahrheit früher oder später immer gelohnt hat. Unsere Gesellschaft ist geprägt, von Menschen, die für den Sieg der Vernunft gekämpft haben. Gandhi, Martin Luther King,…Sie alle haben sich für die Vernunft eingesetzt und bei weitem nicht immer sofort Siege erzielt. Sie waren ihrer Zeit stets voraus, konnten jedoch weitere von ihrer Wahrheit überzeugen und so diese verbreiten, bis sich schließlich genügend Druck hinter der Durchsetzung befand. Sei es nun das Volk, Macht, in Form von Politik oder Macht in Form von Geld. Leider bestimmte meist letzteres den Gang der Geschichte und nicht das Volk.

Der stärkste Grund meiner Meinung nach besteht in Form eines Sprichworts: „Von nichts kommt nichts“ Wenn alle wie der kleine Mönch immer darauf gewartet hätten, dass andere die Wahrheit durchsetzten, oder sie es von alleine tun, Wo wäre all unsere Technik, all unser Fortschritt, unsere Freiheit und Gleichheit, unsere Rechte und unsere Toleranz? Wenn alle die Verantwortung von sich weisen nur die Rolle des Beobachters übernehmen wird sich nie etwas ändern. Das beste Beispiel ist das deutsche Volk im 3. Reich. Ein Beispiel für Unvernunft schlechthin. Selbst Einzelne, wie General von Stauffenberg konnten die Vernunft im Volk nicht wachrütteln.

Abschließend kann man sagen, dass es in dieser Situation, in der sich der kleine Mönch hier befindet, es man ihm nicht verübeln kann, das eigene Leben über die Wahrheit zu stellen.
Globaler betrachtet muss man allerdings eingestehen, dass Feigheit nicht der richtige Weg ist. Wenn mehrere oder gar alle, die die Wahrheit im Geist tragen, für diese auch aufstehen, dann wird aus dem einzelnen eine Gemeinschaft und das Ziel rückt ein Stück näher.

Samstag, 11. Oktober 2008

Literarische Erörterung 2.)

Bertold Brechts Schauspiel „Das Leben des Galilei“ beschreibt den Weg des Wissenschaftlers Galileo Galilei seine wissenschaftlichen Erkenntnisse, entgegen des Willens der Kirche, zu verbreiten.
Im achten Bild trifft Galilei auf einen kleinen Mönch, der Mathematik studierte und mithilfe des Fernglases die Entdeckungen Galileis im Kosmos sah.
Der Mönch gehört also nicht zu der Gruppe von Menschen, die Galileis Beweise für lächerlich, unmöglich oder ketzerisch halten, sondern dessen Weltbild sich unter Galileis Einfluss änderte.
Trotzdem ist der kleine Mönch der Auffassung, es sei falsch den Menschen die Wahrheit zu offenbaren. Er begründet dies anhand des Beispiels seiner Eltern:
Diese sind arme Campagnabauern, die ihre täglichen Leiden nur im Glauben an Gott ertragen.
Ohne die Erde als Mittelpunkt des Universums schwindet für die Campagnabauern jede Art von Rechtfertigung ihrer Arbeit. Jeder Schweißtropfen wird nur vergossen um im Dies- und Jenseits gut vor Gott zu stehen und weil die Heilige Schrift es so sagt.
Der junge Mönch möchte nicht, dass seine Eltern wissen, dass die Erde gar nicht der Mittelpunkt des Universums ist, sondern nur ein einziger Körper unter unendlich vielen und die Heilige Schrift dies nicht wusste…
Die ganze Weltordnung ist auf dem Gottglauben aufgebaut, so der Mönch, und würde man diesen Glauben als teilweise falsch ansehen, würde dies den armen Bauern am wenigsten bringen.

Galilei hingegen vertritt die Auffassung, dass die Bauern ohne das falsche Weltbild nicht mehr so hart arbeiten würden und sich nicht den gleichen Qualen untersetzen würden.
Der einzige Grund warum die alte Ordnung noch besteht, lässt sich dadurch erklären, dass die Großfürsten, Kardinäle und andere mächtige viel weniger verdienen würden!
Für diese ist die alte Ordnung am wichtigsten, da mit ihr auch sie im Mittelpunkt des Universums stehen und somit scheinbar das Recht besitzen andere zu befehlen.
Zudem besitzen sie in der alten Ordnung das Monopol auf fast alles. Auch dies würde ihnen mit der neuen Ordnung entzogen.
Auch wenn mit dem alten Weltbild alles seine Ordnung besitzt und viele Menschen stolz auf große Bauten der Kirche sind, so plädiert Galilei trotzdem für die Befreiung der Menschheit und den damit verbundenen Bruch des bestehenden Weltbildes.

Jedoch steht für Galilei auch fest, dass sich die Wahrheit nicht von alleine verbreitet.
Wie soll sich die Wahrheit unter dem Volk verbreiten, wenn fast jeder täglich für seinen Unterhalt arbeitet und fast keine freie Zeit besitzt, wenn die wenige freie Zeit dazu benutzt wird um sich vom Arbeiten zu erholen und nicht um nach neuem Wissen zu suchen?
Zudem steht auch fest, dass die Mächtigen alles daran setzen werden, die alte Ordnung aufrechtzuerhalten. Da die Mächtigen zudem in hohen Positionen sitzen und bestimmen was richtig und falsch ist, halte ich es für höchst unwahrscheinlich, dass sich die Wahrheit - selbst wenn es eine bewiesene Wahrheit ist – von alleine durchsetzt...
Beispiele dafür gibt es zu genüge...
Man sollte nie vergessen, dass physikalische oder andere Modeldarstellungen nicht die Wirklichkeit darstellen sonder versuchen die Wirklichkeit zu erklären und es noch dauern wird bis man ein Model entwickelt hat, dass die Wirklichkeit exakt wiedergibt.

Die „Menschheit“ glaubte zu jedem Zeitpunkt ihrer Geschichte entweder alles zu wissen oder fast alles, obwohl fast jeder weiß, dass das Weltbild seiner Vorfahren auf groben Fehlern und Fehlinterpretationen aufbaute...


Donnerstag, 9. Oktober 2008

Thesen zu Galileo

1. Die Wissenschaft arbeitet nicht nur für das Wohl der Menschen.

a)    Die Wissenschaft ist gefangen vom Kapitalismus.

b)    Die Wissenschaft entwickelt nicht nur Gutes, sondern auch viel Fragwürdiges.

c)     Die Wissenschaft entwickelt Gutes und Schlechtes (je nach Standpunkt des Betrachters).

d)    Die Ergebnisse der Wissenschaft können dem Menschen auch schaden. (Machtmissbrauch)

e)     die Wissenschaft kann dem Menschen auch schaden.

f)      Die Wissenschaft arbeitet nicht nur für das Wohl des Menschen, sondern schafft auch Leid.

 

2. Durch starken Glauben kann es den Menschen schwerfallen, selbst wissenschaftlich bewiesene Tatsachen zu akzeptieren.

a)    Glaube kann zu Aberglaube führen.

b)    Durch starken Glauben fällt es Menschen schwer, selbst wissenschaftlich bewiesene Tatsachen zu akzeptieren.

c)     Durch gefestigten Glauben kann es den Menschen schwerfallen, selbst wissenschaftlich bewiesene Tatsachen zu akzeptieren.

d)    Glaube vernebelt die Sinne.

 

3. Die Menschheit wird niemals den Punkt erreichen, an dem sie aufhören wird zu forschen.

a)    Die Menschheit wird niemals an den Punkt gelangen, an dem ihr Forscherdrang und Entdeckerdrang versiegt.

b)    Die Neugier und der Wissensdrang wird immer für neue Forschungen sorgen.

c)     Forschung ist ein fortlaufender Prozess.

d)    Die Menschheit wird immer den Drang zur Forschung empfinden.

e)     Es wird immer Forschung und Weiterentwicklung geben.

 

4. Jede erforschte Tatsache wird eines Tages angezweifelt werden und somit einen Grund liefern, erneut erforscht zu werden.

a)    Solange Menschen neugierig bleiben, werden sie nicht aufhören zu forschen.

b)    Um Fortschritt zu erzielen, sollte das Weltbild stets bereit zum Wandel sein.

 

5. Egoismus kommt vor der Vernunft.

a)    Der Mensch handelt eher egoistisch anstatt sich an seiner Vernunft zu orientieren.

b)    Der Mensch denkt zuerst an sich, dann an das Wohl der Allgemeinheit.

c)     Der Mensch handelt eher egoistisch anstatt vernünftig.

 

6. Ein veränderbares Weltbild ist wichtig, um Fortschritt zu erzielen.

a)    Um Veränderungen zu ermöglichen, darf ein Mensch keine unveränderliche Weltanschauung haben.

b)    Neues wird von den Menschen leichter angenommen, wenn es zur Steigerung des Lebensstandards dient.

c)     Menschen bewahren gerne Traditionen aus Angst vor Neuem.

d)    Fortschritt erfolgt durch Veränderung.

e)     Entwicklung braucht Veränderung.

 

7. Veränderungen werden eher angenommen, wenn sie zur Verbesserung des Lebens

dienen.

a)    Der Mensch will praktische und lebensnahe Innovationen.

b)    Veränderungen werden eher angenommen, wenn sie das Leben verbessern.

c)     Eine Veränderung wird nur akzeptiert, wenn sie das Leben verbessert.

 

8. Menschen fällt es oft schwer, alte Gewohnheiten abzulegen und ohne Zweifel offen für Neues zu sein.

a)    Sich für Neues zu öffnen fällt dem Menschen oft schwer.

b)    Tradition gibt Sicherheit. Neues bringt Unsicherheit.

 

 

9. Menschen lassen sich nur durch Fakten und Beweise von ihren Vorstellungen abbringen.

a)    Der Mensch braucht Beweise, um von seiner Meinung abzukommen.

b)    Überzeugung benötigt Fakten und Beweise.

c)     Nur Fakten können wirklich verändern.

 

 

 

10. Zum Umdenken benötigt der Mensch einen guten Rückhalt (Grundsicherheit), Mut und Information über Möglichkeiten.

a)     Der Mensch ist für Veränderungen nur dann offen, wenn diese keine schlechten Folgen mit sich bringen.

 11. Prinzipiell entspricht die Wissenschaft heutzutage der Kirche in Galileis Zeit.

a)    In Galileis Zeit wurde man verspottet und verfolgt, wenn man die Autorität der Kirche anweifelte. Heutzutage wird man lächerlich gemacht, wenn man an wissenschaftlich nicht belegte Phänomene glaubt.

b)    Die Wissenschaft entspricht heutzutage der Kirche in Galileis Zeit.

Dienstag, 7. Oktober 2008

Textgebundene Erörterung, Thema 1: Die Frage, ob es einen Gott gibt

In Bertolt Brechts Text "Die Frage, ob es einen Gott gibt" fragt eine nicht namentlich genannte Person den in Brechts Kurztexten häufig vorkommenden Herrn K., ob es einen Gott gebe. In der Antwort des Herrn K. tritt ein Gottesbegriff auf, der im Folgenden zunächst untersucht und anschließend erörtert werden soll.
Herr K. erwidert auf die besagte Frage, er rate dem Fragenden, darüber nachzudenken, ob eine Antwort auf die Frage einen Einfluss auf sein Verhalten hätte. Wenn dies nicht der Fall wäre, könnten sie die Frage fallen lassen, wenn doch, könnte Herr K. dem Fragenden zumindest behilflich sein, indem er ihm sage, dieser brauche einen Gott.
Herr K. nimmt die Frage ernst und gibt eine gut durchdachte Antwort, aus der hervorgeht, dass seiner Ansicht nach die Frage nach der Existenz Gottes für die, bei deren Verhalten eine Gewissheit über die Antwort auf diese Frage keine Veränderungen bewirken würde, unbedeutend ist, und auf der anderen Seite die, deren Verhaltensweise sich durch diese Gewissheit verändern würde, einen Gott bräuchten. Der Begriff "Gott" wird auf diese Weise als eine moralische Instanz, als Gewissensersatz für die, die ohne Gottesvorstellung keines besitzen, verwendet. Diejenigen, die ihr Verhalten ändern würden, je nachdem, ob es einen Gott gibt, benötigen nach Herrn K. einen Gott beziehungsweise die Vorstellung eines solchen, um moralisch zu handeln.
Mit einem solchen Gottesbegriff sollen im Allgemeinen Menschen zu besserem Handeln angehalten werden, was besonders im Mittelalter sehr stark ausgeprägt war. Die Kirche bestimmte mehr oder weniger die öffentlichen Meinung und übte auf diese Weise Druck auf Individuen aus, die sich nicht den Sitten und Vorschriften entsprechend verhielten. Das konnte als wirksamer Ersatz für die damals teilweise nicht vorhandenen oder oft willkürlich ausgelegten Gesetze dienen. Eines der berühmtesten Negativ-Beispiele für diesen Meinungsdruck ist allerdings Galileo Galilei, dessen Exempel zeigt, wie dieser Gottesbegriff missbraucht werden kann. Die Mächtigen der damaligen Zeit waren entschlossen, das von ihnen vertretene geozentrische Weltbild als das einzig gültige durchzusetzen, und obwohl Galilei schlüssige Hinweise dafür vorlegte, dass die Sonne den Mittelpunkt unseres Sonnensystems bildet und nicht die Erde, wurden seine Erklärungen als ketzerisch abgetan. Er selbst musste seine Aussagen widerrufen; im Grunde dafür, dass er sich mit seinen Äußerungen gegen die vorherrschende Meinung gestellt hatte und kirchliche Lehrmeinungen offen anzweifelte.
Doch in Brechts Text gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass der Gottesbegriff des "Gewissens von außen" zu Zensurzwecken oder Ähnlichem missbraucht wird. Herr K. legt dem Fragenden lediglich nahe, auf diese Weise sein Verhalten zu analysieren, und dieses, falls nötig, zu ändern.
Allerdings könnte die Frage, ob es einen Gott gibt, auch ohne jegliches Interesse an der Bedeutung der Antwort für das eigene Verhalten gestellt worden sein. Gott wird im Allgemeinen nicht nur als allwissendes, bewertendes Wesen und damit als eine Art besseres Gewissen gesehen, sondern auch als Zuflucht; als Vater, der niemanden ablehnt. Gerade heutzutage gibt es unter anderem aus diesem Grund noch gläubige Christen, die trotz der modernen Wissenschaften, welche oft das, was in der Bibel steht, in Frage stellen, an Gott glauben.
Abschließend gesagt ist Herr K.s Antwort nicht darauf ausgerichtet, Gott zu einer moralischen Instanz zu degradieren. Sie soll den Fragenden und damit indirekt den Leser zum Nachdenken anregen: Jeder kann sich selber darüber Gedanken machen, was einem die Antwort auf diese grundlegende Frage bedeuten würde und sein eigenes Verhalten und damit in einem weiteren Sinne auch seine Handlungsmaxime überdenken.

Mitteilung Admin

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