Samstag, 11. Oktober 2008

Literarische Erörterung 2.)

Bertold Brechts Schauspiel „Das Leben des Galilei“ beschreibt den Weg des Wissenschaftlers Galileo Galilei seine wissenschaftlichen Erkenntnisse, entgegen des Willens der Kirche, zu verbreiten.
Im achten Bild trifft Galilei auf einen kleinen Mönch, der Mathematik studierte und mithilfe des Fernglases die Entdeckungen Galileis im Kosmos sah.
Der Mönch gehört also nicht zu der Gruppe von Menschen, die Galileis Beweise für lächerlich, unmöglich oder ketzerisch halten, sondern dessen Weltbild sich unter Galileis Einfluss änderte.
Trotzdem ist der kleine Mönch der Auffassung, es sei falsch den Menschen die Wahrheit zu offenbaren. Er begründet dies anhand des Beispiels seiner Eltern:
Diese sind arme Campagnabauern, die ihre täglichen Leiden nur im Glauben an Gott ertragen.
Ohne die Erde als Mittelpunkt des Universums schwindet für die Campagnabauern jede Art von Rechtfertigung ihrer Arbeit. Jeder Schweißtropfen wird nur vergossen um im Dies- und Jenseits gut vor Gott zu stehen und weil die Heilige Schrift es so sagt.
Der junge Mönch möchte nicht, dass seine Eltern wissen, dass die Erde gar nicht der Mittelpunkt des Universums ist, sondern nur ein einziger Körper unter unendlich vielen und die Heilige Schrift dies nicht wusste…
Die ganze Weltordnung ist auf dem Gottglauben aufgebaut, so der Mönch, und würde man diesen Glauben als teilweise falsch ansehen, würde dies den armen Bauern am wenigsten bringen.

Galilei hingegen vertritt die Auffassung, dass die Bauern ohne das falsche Weltbild nicht mehr so hart arbeiten würden und sich nicht den gleichen Qualen untersetzen würden.
Der einzige Grund warum die alte Ordnung noch besteht, lässt sich dadurch erklären, dass die Großfürsten, Kardinäle und andere mächtige viel weniger verdienen würden!
Für diese ist die alte Ordnung am wichtigsten, da mit ihr auch sie im Mittelpunkt des Universums stehen und somit scheinbar das Recht besitzen andere zu befehlen.
Zudem besitzen sie in der alten Ordnung das Monopol auf fast alles. Auch dies würde ihnen mit der neuen Ordnung entzogen.
Auch wenn mit dem alten Weltbild alles seine Ordnung besitzt und viele Menschen stolz auf große Bauten der Kirche sind, so plädiert Galilei trotzdem für die Befreiung der Menschheit und den damit verbundenen Bruch des bestehenden Weltbildes.

Jedoch steht für Galilei auch fest, dass sich die Wahrheit nicht von alleine verbreitet.
Wie soll sich die Wahrheit unter dem Volk verbreiten, wenn fast jeder täglich für seinen Unterhalt arbeitet und fast keine freie Zeit besitzt, wenn die wenige freie Zeit dazu benutzt wird um sich vom Arbeiten zu erholen und nicht um nach neuem Wissen zu suchen?
Zudem steht auch fest, dass die Mächtigen alles daran setzen werden, die alte Ordnung aufrechtzuerhalten. Da die Mächtigen zudem in hohen Positionen sitzen und bestimmen was richtig und falsch ist, halte ich es für höchst unwahrscheinlich, dass sich die Wahrheit - selbst wenn es eine bewiesene Wahrheit ist – von alleine durchsetzt...
Beispiele dafür gibt es zu genüge...
Man sollte nie vergessen, dass physikalische oder andere Modeldarstellungen nicht die Wirklichkeit darstellen sonder versuchen die Wirklichkeit zu erklären und es noch dauern wird bis man ein Model entwickelt hat, dass die Wirklichkeit exakt wiedergibt.

Die „Menschheit“ glaubte zu jedem Zeitpunkt ihrer Geschichte entweder alles zu wissen oder fast alles, obwohl fast jeder weiß, dass das Weltbild seiner Vorfahren auf groben Fehlern und Fehlinterpretationen aufbaute...


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