Montag, 27. Oktober 2008

Überarbeitete Erörterung Thema 2

Übungsthemen Deutsch 13/1
Literarische Erörterung
Thema 2

Bertolt Brechts Werk „Leben des Galilei“ ist ein Stück über den italienischen Wissenschaftler Galileo Galilei. Galilei fand Beweise, dass die sonne Mittelpunkt unseres Universum ist und sie Erde sich um sie dreht. Jedoch möchte die Kirche das neue Weltbild nicht anerkennen. In dem Buch „Leben des Galilei“ wird der Konflikt zwischen der Macht der Kirche und den Beweisen der Wissenschaft sehr deutlich.
Im achten Bild kommt es zu einem Gespräch zwischen einem „kleinen Mönch“ und Galilei. Dieser Mönch hat Mathematik studiert, dennoch findet er Galileis Erkenntnisse beunruhigend. Nachdem er aber Galileis Dekret gelesen hat, hat er der Astronomie entsagt. Der Mönch ist Sohn einer Campagna-Familie. Er sorgt sich darum, dass Galileis Forschungsergebnis, die Existenz des heliozentrischen Weltbildes, die gesellschaftliche Ordnung und somit auch seine eigene Familie, verwirren könnte. Er ist der Meinung, dass die „einfachen Menschen“ durch diese Wahrheit ihren Mut verlieren könnten, da sie nicht mehr glauben würden, dass das „Auge der Gottheit“ auf ihnen ruht und ihre harte Arbeit ihnen später Verdienst einbringen wird.
Der Mönch bittet deswegen Galilei von der Verbreitung seiner Entdeckung abzusehen. Galilei jedoch vertritt im folgenden Zitat aus Bild acht eine andere Meinung:
Zitat:
Kleiner Mönch: „Und sie meinen nicht, dass die Wahrheit, wenn es Wahrheit ist, sich durchsetzt, auch ohne uns?“
Galilei: “Nein, nein, nein. Es setzt sich nur soviel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein.“

Dieses Zitat zeigt, dass der kleine Mönch die Meinung vertritt, dass die Wahrheit auch ohne die Hilfe der Menschen ans Licht kommen wird. Er hält den jetzigen Zustand für besser und hat möglicherweise Angst, die Verantwortung für die Folgen der Wahrheitsverbreitung zu übernehmen und somit die Konsequenzen zu tragen.

Galilei vertritt die Ansicht, dass die Wahrheit sich nur durch die Taten der Menschen durchsetzen kann. Die Vernunft ist der Schlüssel zur Verbreitung der Wahrheit und diese Vernunft kann nur ein Sieg der Vernünftigen sein. Damit meint er, dass die Vernunft die Basis für eine durchdachte und verantwortungsvolle Verbreitung ist, da man nur so die Folgen und Konsequenzen überblicken kann.
Galileis Aussage erklärt jedoch nicht sein späteres Handeln. Am Ende des Buches, gibt der Macht der Kirche nach, und verhindert damit den Fortschritt der Menschheit. Durch seine Tat konnte er seine Schriften erst sehr viel später publizieren.

Im Folgenden möchten wir Galileis Zitat anhand geschichtlicher Beispielen belegen, die unserer Meinung nach, den Zusammenhang zwischen Vernunft und der Verbreitung von Wahrheit verdeutlichen. Wir beziehen uns mit diesen geschichtlichen Beispielen nur auf die wichtige Bedeutung des oben genannten Zitates von Galilei, möchten ihn jedoch nicht auf die Ebene der nachfolgenden Persönlichkeiten stellen, die gesellschaftliche Revolutionäre waren.
Martin Luther King, als wichtiger Vertreter der sozialen Gerechtigkeit, kämpfte gegen die Unterdrückung der afroamerikanischen Bevölkerung. Er plädierte für gewaltlose Konflikte. Zwar konnte er zu seinen Lebzeiten die völlige Gleichberechtigung nicht durchsetzten, jedoch begeisterte und überzeugte er viele seiner Anhänger durch seine Demonstrationen, wie dem legendären „Montgomery Bus Boykott“. Erst nach seiner Ermordung setzte sich „ der Sieg der Vernünftigen“ durch. Wie für Galileo Galilei war es auch für ihn ein schwieriger Weg, seinen Glauben durchzusetzen und die Vernunft bei den Menschen walten zu lassen.
Mahatma Gandhi, politischer und geistiger Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung entwickelte 1947 ein Konzept des gewaltfreien Widerstandes. Sein Konzept „Satyagraha“ steht für das Festhalten der Wahrheit. Es beruft im Kern darauf, die Vernunft und das Gewissen des Gegners durch Gewaltlosigkeit anzusprechen.
Gandhi selbst sagt einmal:
„ Du musst selbst zu der Veränderung werden, die du in der Welt sehen willst.“
Diesbezüglich stimmt er mit Galilei überein, denn auch Galileo Galilei war bereit eigenständig an der Verbreitung der Wahrheit zu agieren und für diese Wahrheit zu stehen, statt darauf zu warten bis sie vielleicht irgendwann mal ans Tageslicht kommt.
Ein weiteres Argument für die Aussage von Galileo Galilei wäre der Mauerfall und das Ende des Ost-West-Konflikts. Vor allem eine Persönlichkeit muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden: Michail Gorbatschow. 1988 verkündete Michail Gorbatschow, dass die Sowjetunion die Breschnew Doktrin aufgeben würde. Diese Aufhebung ermöglichte erst das Ende des kalten Krieges und die deutsche Wiedervereinigung. Michail Gorbatschow erhielt den Friedensnobelpreis 1990. Gorbatschow bewies mit seiner Tat, dass ein Mensch durch seine Vernunft und seinen Willen vielen Menschen das Leben leichter machen kann.

Die Grundaussage Galileo Galileis, dass sich Vernunft nur bei der Masse durchsetzt, wenn Vernünftige sie vorbereiten, lässt sich am Beispiel der französischen Revolution nachvollziehen. Dort haben Philosophen und Schriftsteller wie Rousseau und Montesquieu durch ihre Gedanken und Schriften das Bewusstsein und Denken des Volkes beeinflusst und verändert. Ohne diese fortschrittlichen Aufklärer wäre es sicherlich zur damaligen Zeit noch nicht zu einem solchen Massenaufstand gegen den Absolutismus gekommen. Hier forderte das Volk Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und veränderte seine Situation grundlegend. Damit siegte die Vernunft der Vernünftigen und führte wesentlich zur heutigen Demokratie bei.

Diese eben genannten Beispiele aus der Geschichte sind ein klarer Beweis, dass Vernunft für die Menschheit ein wichtiger Aspekt ist, um möglicherweise positive Fortschritte zu erzielen.

All diese Menschen waren bereit Verantwortung zu übernehmen und mutig ihre Wahrheit zu vertreten und dafür zu kämpfen- obwohl ihnen bewusst sein musste, welchen Gefahren sie entgegentreten müssen. M.L. King, Mahatma Gandhi sind wichtige Menschen unserer Geschichte, denen Anerkennung zu gedenken ist. Denn was wäre heutzutage die Welt, wenn auf ihr nur Menschen, wie der „kleine Mönch“ leben würden, die lieber darauf warten, dass die Wahrheit sich von alleine verbreitet und dadurch die Menschen die Realität nicht erfahren würden und wenn, vielleicht nur sehr viel später. Galilei hatte mit seinem Zitat Recht, nur hat er leider nicht nach seinen eigenen Worten gehandelt und letztendlich aus Feigheit den Machtmitteln der Kirche nachgegeben.

Von Cosima, Jennifer und Sandra

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