Donnerstag, 30. Oktober 2008

Hallo Frau Koch, tut mir sehr leid, dass ich meinen Text erst jetzt poste, aber es ging leider nicht früher. Vielen Dank und liebe Grüße Katharina

In ihrem Zeitungsartikel "Retro-Terroristen", erschienen am 23.9,anlässlich der Kinopremiere des Films "Baader-Meinhof-Komplex",stellt die Autorin, Tanja Dückers, die These auf, dass man sich heutzutage in die Zeit zurückwünsche in der die RAF noch die einzige Bedrohung dargestellt habe. Denn diese erscheint im Vergleich zu heutigen Problemen wie islamistischem Terrorismus oder Umweltkatastrophen verhältnismäßig unbedeutend. Sie kritisiert, dass "die Deutschen" eher der Frage nachgingen, ob Andreas Baader gelispelt habe, anstatt sich aktuellen Problemen, wie zum Beispiel dem Krieg im Kaukasus, zu widmen. Um diese These zu erörtern, ist es wichtig, zunächst die Sprache genauer zu betrachten. Gleich zu Beginn des Textes fällt auf, dass Tanja Dückers stark verallgemeinert! Anstatt zu differenzieren fasst sie alle Deutschen als eine Einheit, "Die Deutschen" zusammen.Auch erhält man, als sie zum Beispiel bei der Geschichte Deutschlands von "ihrer Geschichte" spricht, den Eindruck, dass sich Tanja Dückers stark distanziert. Ihrer Meinung nach scheint sie die einzige zu sein die einen klaren Blick behält. Diese Vermutung kommt auf, beachtet man wie stark ironisch, fast zynisch sie ihren gesamten Text gestaltet hat. So gibt sie abschließend allen zukünftigen Terroristen den Tipp: "Erst einmal Filmrechte sichern!". Ebenfalls verliert sie ihre Sachlichkeit, wenn sie "versinkende Städte" als Gesichtspunkt für heutige Ängste angibt. Dabei hat sie jedoch auch einige weitaus zutreffendere Beispiele, wie die Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus. Tatsächlich hat der heutige Terrorismus eine ganz andere Dimension angenommen als noch vor einiger Zeit .Er ist nicht mehr eingrenzbar, etwa auf ein Land, eine Gruppe oder eine Einzelperson, wie bei der Roten Armee Fraktion. Heute ist jeder Einzelne ein potenzielles Opfer. Der Terror ist viel unberechenbarer geworden. Die extreme Skrupellosigkeit, selbst hunderte von Toten in Kauf zu nehmen, unterscheidet den islamistischen Terror in Ausführung und Qualität von dem Terror der RAF. Das Beängstigende am heutigen Terrorismus ist die oft vollkommene Anonymität. Die engsten Mitglieder der RAF hingegen waren weitgehend bekannt. Man wusste aus welchem Elternhaus sie stammten, kannte ihren Charakter und sogar ihre Gesichter. Doch kann man trotzdem nicht behaupten, dass dies die einzigen Gründe seien für die Auseinandersetzung der Medien mit der Geschichte der RAF.Betrachtet man die Aufarbeitung der deutschen Geschichte genauer und vergleicht diese Vorgehensweise mit anderen Ländern, wird deutlich wie wichtig Vergangenheitsbewältigung ist. Nimmt man gerade Dückers Beispiel "das 3.Reich, als Vorgänger für das Thema RAF", sollte man wohl wirklich nicht von übermäßiger Aufarbeitung sprechen. Nach wie vor ist es unerlässlich, ausführlich über diese Zeit der deutschen Geschichte zu berichten. Denn was geschieht wenn man dies unterlässt, sieht man an Ländern wie Japan, in denen Kriegsverbrecher nach wie vor als Helden gefeiert und verehrt werden. Denn gerade für eine Demokratie ist die Aufarbeitung der eigenen Geschichte von existenzieller Bedeutung.Dückers These, dass die Motive der RAF für einige Bürger nachvollziehbar waren, trifft zwar zu, jedoch kann man deshalb nicht behaupten, die Terroristen von heute hätten keine "rudimentäre Logik" Legt man nämlich die "Argumente" der RAF dar, lassen diese sich leicht auf die Seite der Islamisten übertragen :Kampf Gläubige gegen Ungläubige; Schweinesystem ; Anti-Imperialismus; Anti- Iraqkrieg.Genauso wenig kann man davon ausgehen, dass die Deutschen bei der Erinnerung an die RAF das Gefühl von "Nestwärme" empfinden. Die Angehörigen der Opfer werden für diese Zeit wahrscheinlich nie etwas Positives empfinden können. Dückers These „die Deutschen“ würden sich in ihre Vergangenheit flüchten, um sich den heutigen Problemen nicht stellen zu müssen, erscheint mir nicht sehr zutreffend. So haben Berichte über den Klimawandel in den Medien sehr wohl einen hohen Stellenwert. Nicht nur in Zeitungen oder im Fernsehen wird die Klimaveränderung thematisiert. Auch im Kino gibt es Filme, wie zum Beispiel Al Gores „Eine unbequeme Wahrheit“, der über die Entstehung und die Folgen des Klimawandels aufklärt und damit eine sehr große Anzahl von Zuschauern in die Kinos geholt hat. Das widerspricht der Theorie Dückers, die Deutschen würden sich von den realen Bedrohungen abwenden. Genauso wichtig wird die Auseinandersetzung mit dem islamistischen Terrorismus empfunden. In diesem Zusammenhang stellt sich unter anderem die Frage, wie es dazu kommt, dass in Deutschland geborene, junge Menschen, arabischer Herkunft, sich von den Vorstellungen und Forderungen islamistischer Fundamentalisten angesprochen fühlen. Die Ernsthaftigkeit dieser Auseinandersetzung zeigt sich daran, dass neu gewonnene Kenntnisse in politische Entscheidungen miteingebunden werden oder auch auf so genannten Integrationsgipfeln, mit der Suche nach Lösungen, diskutiert werden. Daher kann man meiner Meinung nach, den Film „Baader-Meinhof-Komplex“ nicht, wie Dückers, als „Symptom“ einer „Verdrängungs-Gesellschaft“ ansehen. Viel eher teile ich die Ansicht der Autorin, dass kommerzielle Interessen bei der Bearbeitung dieses Themas eine große Rolle spielen. Die faszinierende Wirkung der Persönlichkeiten der RAF, ihrer revolutionären Vorstellungen und ihrer Vorgehensweisen, auf ein Publikum, ist nicht zu unterschätzen. Betrachtet man die Werbeplakate für den Film, fällt auf, dass diese das „verwegene Bild“ der RAF-Mitglieder noch unterstreicht. Andreas Baader trägt eine Pilotenbrille, die Frauen tragen Miniröcke und alle rauchen. Dabei wirken sie sehr lässig, „cool“ und „sexy“. Diese Wirkung in Verbindung mit vollkommener Respektlosigkeit gegenüber dem Staat und der Furchtlosigkeit sich mit allen Mitteln und bedingungslos für ihre Ziele einzusetzen, macht den Mythos der Roten Armee Fraktion aus.

1 Kommentar:

Captain Cook hat gesagt…

- Immer Leerzeichen nach jedem Satzzeichen!
Gute Überarbeitung, immer noch ein paar Kommafehler, aber insgesamt sprachlich jetzt gut! Wie in Ihrer Arbeit auch hier noch Schwächen im Aufbau. Alles, in allem gut!